"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Donnerstag, 18. Dezember 2014

[Rezension] Die Achse meiner Welt (Dani Atkins)

Dani Atkins: Die Achse meiner Welt 

Da Dani Atkins' Debütroman auf meiner Lesewunschliste stand, kam es mir mehr als entgegen, dass mir das Buch nun in der Bibliothek über den Weg lief. Sehr gut. Immerhin wollte ich mir liebend gern selbst ein Bild von dem Werk machen, über das die (halbe) Buchbloggerwelt ausführlich zu berichten weiß.
Herausstellen möchte ich an dieser Stelle gerne, ohne den großen Gedanken hinter der Geschichte vorwegzunehmen, dass mich vor allem die Problematik, welche die Handlung sozusagen umklammert und die sich nach dem letzten Kapitel erschließt, hat schlucken lassen.


~ Rezension ~

Alles auf Anfang! Wenn es doch nur so einfach wäre.

Als Rachel achtzehn Jahre alt ist, glaubt sie, dass ihr und ihren Freunden die Welt offen steht. Voller Tatendrang und großer Träume treffen sich die sieben Teenager ein letztes Mal, bevor sie Studium und Reisefieber in alle Himmelsrichtungen verschlagen soll. Doch dann geschieht ein unfassbares Unglück, das Rachels Leben in eine neue, schmerzhafte Zeitrechnung katapultiert. Fünf Jahre später, zur Hochzeit ihrer besten Freundin, beschließt Rachel, sich der Vergangenheit zu stellen. Allerdings ahnt sie nicht, dass diese Zeitreise ihr die gleichermaßen einmalige wie absurde Möglichkeit gibt, eine längst verpasste Chance nicht länger ungenutzt zu lassen.

Die Achse meiner Welt aus der Feder von Dani Atkins fängt eine Welt ein, deren Fragilität genauso groß ist wie die Sehnsucht nach dem einen Moment, von dem man wünschte, ihn ungeschehen machen zu können.

Als großes, mehrdimensionales Plus dieses Romans muss die Idee gelten, die einen Rahmen zeichnet, der voller Verblüffung, Verwirrung und Verzweiflung steckt. Nicht wenige kennen den Wunsch, die Zeit zurückdrehen zu wollen, um eine Entscheidung, eine Reaktion oder einen Fehler ungeschehen zu machen. Ein hypothetisches Szenario, dem sich die Autorin auf interessante, ausgeklügelte Weise widmet. Ebenso wie sie den Preis dafür, dessen Höhe unberechenbar bleibt, beleuchtet und in einem Finale münden lässt, welches nicht ohne ist.

Der Leser kann Protagonistin Rachel auf einer (unergründlichen) Gratwanderung zwischen dem Hier und Jetzt und dem Was-wäre-wenn begleiten. Auf dieser Reise muss Rachel erkennen, dass sich die Dämonen der Vergangenheit auch in ihre Gegenwart schleichen und damit ihre Zukunft gefährden. Die heraufbeschworene Ratlosigkeit und empfundene Beklemmung der Hauptfigur ist förmlich greifbar und springt durchaus auf den Leser über. Als besonders gelungen habe ich es empfunden, dass ich während des Lesens stets darüber gegrübelt habe, was nun tatsächlich dem Sein und was eher dem Schein entspricht. Ein Aspekt, der dem gezogenen Spannungsbogen sehr zuträglich ist.

Die Profile der Figuren und deren Werdegänge entsprechen gängigen Rollenbildern, die nicht zwangsläufig überraschend sind. Dennoch ergänzen sie das zerbrochene und erst wieder zusammenzusetzende Mosaik passabel.

Zur kreierten Atmosphäre kann gesagt werden, dass diese vor allem durch das massive Fragezeichen, das wie ein Damoklesschwert über der einen Wirklichkeit schwebt, charakterisiert wird. Daher steht mehr als eine alleinige zwischenmenschliche Emotionalität im Mittelpunkt. Vielmehr geht es um die großmaßstäbigere Suche nach der besseren Hälfte (des Lebens).

Insgesamt ein Roman, der Herz und Verstand auf besondere Weise anspricht und fordert. Denn nicht alles von dem, was Dani Atkins zu erzählen hat, beruht auf Fiktion. Im Gegenteil. Das Fundament ihrer Geschichte ist realer, als einem lieb ist.

FZIT: Menschlich. Zurückspulend. Erlebend.